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MESKD101

ETN-Code: MESKD101

Titel der Veranstaltung: Transkulturalität und Kulturkonflikt

Untertitel: Anti-Amerikanismus und Mitteleuropa

Art der Lehrveranstaltung: Vorlesung

Kreditpunkte: 3

Semester: WiSe 2022/23

Turnus: gemäß Curricula

Semesterwochenstunden: 2

Kursverantwortliche/r: BINDER Dieter Anton [1201200015]

Dozent/in: Grünzweig Walter [1201900163]

Organisationseinheit: Lehrstuhl für Kulturwissenschaften

Ziele und Inhalt des Kurses: In Analogie zu einer Aussage über den Anti-Semitismus könnte man sagen: Der Anti-Amerikanismus ist nicht das Problem der Amerikaner, sondern derjenigen, die eine feindselige Einstellung gegenüber „Amerikanern” haben. Tatsächlich werden in Europa – und ganz besonders in Mitteleuropa – im antagonistischen USA-Diskurs kulturelle Konflikte verhandelt, für die die Neue Welt oft nur Gesprächsanlass oder Vorwand bieten, insbesondere das Unbehagen an der Moderne und dem Kapitalismus, für die wahlweise Amerikaner und Juden, gerne auch in Personalunion, veranwortlich gemacht werden. Der Anti-Amerikanismus ist lager- und parteiübergreifend. Bei der Rechten äußert er sich negativ im elitären kulturellen Bereich; die egalitären Amerikaner sind allerdings politisch willkommen zur Abwehr revolutionärer Gefahren. Die Linke moniert den US-Imperialismus, kopiert jedoch häufig bereitwilligst kulturelle Diskurse, mit denen sich die Vereinigten Staate häufig hingebungsvoll selbst scharfer Kritik unterziehen. Der deutschsprachige Anti-Amerikanismus stammt aus Csatád im Königreich Ungarn. Dort wurde 1802 der romantische Lyriker Nikolaus Lenau geboren, der es in den 1830er Jahren tatsächlich bis nach Ohio schaffte, und seine negativen Erfahrungen in einem weltberühmten Klischee formulierte – dass nämlich die Nachtigall Amerika so sehr verabscheut, dass sie da nicht leben will. In seinem „amerikanischen Kulturbild” betitelt DER AMERIKAMÜDE (1855) verarbeitet Kürnberger, der wie Karl May zwar länger im Gefängnis, aber kaum in Amerika war, Lenaus Erfahrungen zu einem weiteren anti-amerikanischen Meisterwerk. Das Seminar untersucht die Produktivität des Anti-Amerikanismus für das Verständnis europäischer Kulturkonflikte. Nach einer Einführung in wissenschaftliche Erklärungsmodelle des Phänomens, darunter von zwei ungarischen Muttersprachlern, dem US-amerikanischen Soziologen Paul Hollander (geb.1932 in Budapest) und dem US-Politikwssenschaftler und Soziologen Andrei S. Markovits (geb. 1948 in Timișoara/Temesvár), beschäftigen wir uns mit Beispielen des Anti-Amerikanismus in verschiedenen Bereichen und loten seine interpretativen Potenziale aus.

Thema der einzelnen Lehreinheiten:

Termin Thema Literatur

KW 42

Einführung und Überblick

- Transatlantische Beziehungen

- Historische Kontexte

- Paul Hollander, Anti-Americanism (1992)
Ein Reader mit den Texten der Primär- und Sekundärliteratur wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt.

KW 46

Anti-Amerikanismus, Anti-Semitismus und die Moderne

- Andrei S. Markovits, Amerika, dich hasst sich’s besser (2004)

- Dan Diner, Feindbild Amerika (2002)

- Nikolaus Lenau und Ferdinand Kürnberger

Die Texte sind Teil des Readers.

KW 49

Anti-Amerikanismus als kulturelles Phänomen

- Marxistische Beispiele (möglicherweise E.E. Kisch, I. Ehrenreich)

- Beispiele aus dem Parteiverlag der NSDAP

- Multimediale Texte der jüngeren Vergangenheit

- Projekte von Studierenden

- Epilog: Anti-Europäismus?

Die Texte sind Teil des Readers.

Empfohlene Literatur (für die Gesamtveranstaltung):

Sprache der Lehrveranstaltung: Deutsch (ger)

Notenskala: Prüfung (fünfstufig)

Form und Umfang der Leistungskontrolle:

Mündliche Präsentationen in KW 46 und 49; schriftliche Seminarprojektarbeit über ein Werk bzw. eine Thematik.

Prüfungsanmeldung: über das elektronische Studienverwaltungssystem

Anmerkungen: