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DSIG191

ETN-Code: DSIG191

Titel der Veranstaltung: Fachseminar Geschichtswissenschaft - Auf Mission. Geschichte und Gegenwart gelungener und gescheiterter Diplomatie

Untertitel:

Art der Lehrveranstaltung: Seminar

Kreditpunkte: 6

Semester: SoSe 2023/24

Turnus: gemäß Curricula

Semesterwochenstunden: 2

Kursverantwortliche/r: Gehler Michael [1202100169]

Dozent/in: Gehler Michael [1202100169]
Wakounig Marija [1202100174]

Organisationseinheit: Doktorschule

Ziele und Inhalt des Kurses: Das ID-Seminar soll Studierende befähigen, selbständig, inhaltlich differenziert, methodisch innovativ sowie quellenkritisch und „handwerklich” einwandfrei, wissenschaftliche Themen zu bearbeiten und verfassen, um bestmöglich auf akademische Qualifikationsarbeiten vorbereitet zu werden. Die Lehrveranstaltung soll zudem bleibende Eindrücke von der Geschichte Diplomatie, ihrer Erfolge und Misserfolge hinterlassen, wonach sich insbesondere Europa in einem ständig Wechsel von Krieg und Frieden bewegte, wobei die fragwürdigen Motive und die verheerenden Folgen der militärischen Auseinandersetzungen am Ende nur durch Diplomatie überwunden werden konnten. Umso mehr wird die Erkenntnis daraus erwachsen, dass der jahrzehntelange Friede Europas durch äußere Kontrolle bzw. für die Teilhaber an der europäischen Integration, d.h. durch “Integrations”- und “Finanzfrieden” möglich waren, erstens keine Selbstverständlichkeit und zweitens langwierig und mühsam auf dem Kompromisswege errungen werden musste und weiterhin neu ausverhandelt werden muss.

Thema der einzelnen Lehreinheiten:

Inhalt: Im Rahmen des interdisziplinären Seminars zum Thema Auf Mission. Geschichte und Gegenwart gelungener und gescheiterter Diplomatie geht es um
folgende Anliegen und Fragestellungen:
1. Geschichtlicher Kontext: Wie kann man den realhistorischen Hintergrund einer Mission beschreiben?
2. Biographien: Wer waren die Protagonisten?
3. Inhaltsangabe und Motivforschung: Warum wurde anstatt des Kampfes am blutigen Schlachtfeld die Verhandlung am grünen Tisch gewählt? Wegen
Friedenssehnsucht; einem kurzfristigen Harmoniebedürfnis (Waffenstillstand) oder der Ruhe vor dem nächsten Sturm?
4. Rezeption: Zeitgenössische Interpretationen und Reaktionen
5. Überlieferung und Wirkung: Transformation diplomatischer- bzw. herrschaftlicher Begriffe; Notwendigkeit diplomatischer Treffen etc., Friedenssehnsucht,
Friedensbewegung?
Dabei wird auch mit Quellen (Bildern, Texten und Landkarten) gearbeitet, wobei folgende Fragen im Mittelpunkt stehen:
a) Ab wann setzt sich die Vorstellungen von konfliktvermeidender und friedenssichernder Diplomatie durch?
b) Welche Begriffe stechen aus den Quellentexten besonders hervor?
c) Werden Gegner genannt, Feindbilder konstruiert oder Gefahren beschworen
Methoden: Da dieses ID-Seminar geblockt (2. –3. Mai 2024) stattfindet, werden die Studierenden gebeten, im Vorfeld folgende Arbeitsschritte zu erledigen: a) auf
Grundlage selbst gewählter und bereitgestellter Literatur und Quellen sollen Arbeitsthemen selbständig entwickelt und b) bis vor dem Blocktermin Termin 26. April
2024) ein mehrseitiger Essay – als Einstieg und auch als Diskussionsbasis – zu „Gelungener und gescheiterter Diplomatie” mit historischen Beispielen verfasst
werden, der sich an den oben definierten Anliegen und Fragestellungen orientiert. Beim Blockseminar werden nach den Einführungen der beiden
Lehrveranstaltungsleiter/innen sowohl die Essays als auch die Themen von den Studierenden präsentiert und diskutiert; diese Arbeitsschritte (inklusive Feedback)
dienen dem Forschungsdesign (Struktur und Erstellung eines Proposals vom Inhalt und Relevanz des Themas über die Forschungsmethode/n sowie Quellen und
Literatur) der FS-Arbeit (Deadline 30. Juni 2024).

Empfohlene Literatur (für die Gesamtveranstaltung):

Termin

Thema

Literatur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Tag

2. Mai 2024

9.00–12.30 Uhr

Eröffnung: Vorstellung aller Teilnehmenden; Grundlegendes zum wissenschaftlichen Handwerk; Termine und Fristen; Einführungen ins Thema: Vorstellung der Themen

 

  • Michael Gehler/Marija Wakounig: Begriff, Geschichte und Entwicklung der Diplomatie
  • Michael Gehler: Der Begriff Friede – seine Bedeutung und sein historischer Wandel - das Europa der Friedensschlüsse

- Neutralität als Friedensbeitrag?

  • Marija Wakounig: Waffenstillstands- und Friedensabkommen zwischen der Republik Venedig und dem Königreich Ungarn 1413–1418; Fallbeispiele: Christoph Rauber (um 1470–1536), polyglotter Diplomat, Kriegsherr, Bischof von Ljubljana; Siegmund von Herberstein (1486– 1566), kaiserlicher Rat und Gesandter am russischen Hof; Giles Fletcher d. Aä. (1548–1611), englischer Diplomat, Mitglied des Englischen Parlaments, Übersetzer, Dichter, Universitätslehrer;
  • Michael Gehler: Der Dreißigjährige Krieg 1618-1648 und der Westfälische Friede 1648

 

  • 13.30–18.00 Uhr
  • Fortsetzung
  • Marija Wakounig: Fallbeispiele Johann Karl Philipp Cobenzl (1712–1770), Politiker, Diplomat und Gründer der Literarischen Gesellschaft (heute Akademie der Wissenschaften, Belgien); Johann Philipp Cobenzl (1741– 1810), Staatsmann und Diplomat
  • Michael Gehler: Biographie von Klemens Wenzel Lothar Metternich und seine Rolle als "Kutscher Europas"

 

 

 

 

Anderson, Matthew S., The Rise of Modern Diplomacy, 1450–1919, New York 1993; Barston, Ronald P., Modern Diplomacy, 3d edition New York 2006; Berridge, G. R./Keens-Soper, Maurice/Otte, T. G., Diplomatic Theory from Machiavelli to Kissinger, New York 2001; Bunde, Tobias/Franke, Benedikt (Hrsg.), Die Kunst der Diplomatie. 75 Blicke hinter die Kulissen der internationalen Politik, Berlin 2022; Chauperade, Aymeric, Géopolitiqe. Constantes et Changements dans l’histoire, Worthing. 3rd edition 2007; Craig, Gordon A., Krieg, Politik und Diplomatie, Wien 2001 (Originalausgabe 1966); De Souza, Philip/France, John (eds.), War and Peace in Ancient and Medieval History, New York 2008; Der Derian, James, On Diplomacy. A Genealogy of Western Estrangement, Oxford 1987; Eban, Abba, Diplomacy for the Next Century, Yale 1998; Ernesti, Jörg, Friedensmacht. Die vatikanische Außenpolitik seit 1870, Freiburg im Breisgau 2022; Gerbore, Pietro, Formen und Stile der Diplomatie (Rowohlts deutsche Enzyklopädie), Hamburg 1964; Hamilton, Keith/Langhorne, Richard, The Practice of Diplomacy. Its Evolution, Theory and Administration, New York 1995; Kennan, George F., Memoiren eines Diplomaten, München 1982; Kissinger, Henry, Diplomacy, New York 1994; Kneissl, Karin, Diplomatie Macht Geschichte. Die Kunst des Dialogs in unsicheren Zeiten, Hildesheim - Zürich - New York 2020; Naumann, Frank, Die Kunst der Diplomatie. 20 Gesetze für sanfte Sieger, Reinbek 2003; Nicolson, Harold, Diplomacy; London 3rd edition 1963; Palmer, Alan, Glanz und Niedergang der Diplomatie. Die Geheimpolitik der europäischen Kanzleien vom Wiener Kongress bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, Düsseldorf 1986; Potjomkin, Wladimir Petrowitsch (Hrsg.), Geschichte der Diplomatie, Berlin 1948.

 

 

  • Marija Wakounig: Franz von und zu Liechtenstein (1853– 1938), Jurist, Mäzen, Institutsgründer, k.u.k. Botschafter in St. Petersburg (1894–1898)
  • Michael Gehler: Biographie von Otto von Bismarck, die Emser Depesche und die Geschichte einer diplomatischen Provokation sowie seine Rolle als ehrlicher Makler am Berliner Kongress 1878

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Tag

3. Mai 2024

9.00–12.30

Fortsetzung

 

  • Marija Wakounig: Die Pariser Vororte-Friedensverträge von 1919/1920
  • Michael Gehler: Fallbeispiele des Kalten Kriegs: Das Jessup- Malik-Abkommen zur Beilegung der Berlin-Blockade 1949 und Stalin-Note 1952 oder das Ende der Diplomatie; Henry Kissinger (1923-2023): Diplomatie und Realpolitik im Ost- West-Konflikt; 1989: Die Vermittlungsfunktion der N+N- Staaten im Rahmen der Wiener KSZE-Nachfolgetreffen;
  • Michael Gehler: Fallbeispiele aus einer post-kalten Kriegwelt der Krisen: Ein neuer Marshall-Plan für die EU? Der Kompromiss des Corona-Wiederaufbauplans Next Generation EU 2020; Die Niederlage für die europäische Diplomatie am Vorabend des Ukraine-Kriegs 2022

 

13.30-18.00

Diskussion über die bereitgestellte Lektüre, Zitierregeln, Methoden/Theorien, Proposal; Präsentation und Diskussion der ID-Arbeitsthemen sowie Abschluss

 

 

 

 

 

 

Saehrendt, Christian, Kunst als Botschafter einer künstlichen Nation. Studien zur Rolle der bildenden Kunst in der Auswärtigen Kulturpolitik der DDR, Stuttgart 2009; Satow, Ernest, A Guide to Diplomatic Practice, London 1932; Siemann, Wolfram,: Metternich. Stratege und Visionär. Eine Biografie, München 2016; Volkan, Vamik D., Das Versagen der Diplomatie. Zur Psychoanalyse ethnischer und religiöser Konflikte, Gießen 1999; Von Staden, Berndt, Zwischen Eiszeit und Tauwetter. Diplomatie in einer Epoche des Umbruchs; Erinnerungen des deutschen Botschafters a.D. in Washington, Berlin 2005; Von Uthmann, Jörg, Die Diplomaten. Affären und Staatsaffären von den Pharaonen bis zu den Ostverträgen, München 1988; Widmer, Paul, Diplomatie. Ein Handbuch, Zürich 2014; Wildner, Heinrich, Die Technik der Diplomatie, Wien 1959; Youssef, Ramy, Die Anerkennung von Grenzen. Eine Soziologie der Diplomatie, Frankfurt am Main 2020.

Sprache der Lehrveranstaltung: Deutsch (ger)

Notenskala: Prüfung (fünfstufig)

Form und Umfang der Leistungskontrolle:

Prüfungsform:

 

Art der Leistungskontrolle/Bewertung

  • Verfassen eines Essays (2–4 Seiten mit Anmerkungen) als Einstieg und Diskussionsbasis ins Thema und selbständige Arbeitsthemenfindung (20 %)
  • Mündliche Präsentation beim Blockseminar (15 %)
  • Verfassen einer schriftlichen IS-Seminararbeit (15-Seiten) bis spätestens 30. Juni 2024 (50 %)
  • Führung eines verpflichtenden Forschungstagebuches und schriftliche Selbstevaluation (15 %)

Prüfungsanmeldung: über das elektronische Studienverwaltungssystem

Anmerkungen:

Erreichbarkeiten:

gehler@uni-hildesheim.de 

marija.wakounig@univie.ac.at