ETN-Code: MESKD101
Titel der Veranstaltung: Transkulturalität und Kulturkonflikt
Untertitel: Anti-Amerikanismus und Mitteleuropa
Art der Lehrveranstaltung: Vorlesung
Kreditpunkte: 3
Semester: WiSe 2024/25
Turnus: gemäß Curricula
Semesterwochenstunden: 2
Kursverantwortliche/r: Grünzweig Walter [1201900163]
Dozent/in: Grünzweig Walter [1201900163]
Organisationseinheit: Lehrstuhl für Kulturwissenschaften
Ziele und Inhalt des Kurses: In Analogie zu einer Aussage über den Anti-Semitismus könnte man sagen: Der Anti-Amerikanismus ist nicht das Problem der „Amerikaner“, sondern derjenigen, die eine feindselige Einstellung gegenüber „Amerikanern” haben. Tatsächlich werden in Europa – und ganz besonders in Mitteleuropa – im antagonistischen USA-Diskurs kulturelle Konflikte verhandelt, für die die Neue Welt oft nur Gesprächsanlass oder Vorwand bieten, insbesondere das Unbehagen an der Moderne und am Kapitalismus, für die wahlweise¬¬¬ Amerikaner und Juden, gerne auch in Personalunion, verantwortlich gemacht werden. Der Anti-Amerikanismus ist lager- und parteiübergreifend. Bei der Rechten äußert er sich negativ im elitären kulturellen Bereich; die egalitären Amerikaner sind allerdings politisch willkommen zur Abwehr revolutionärer Gefahren. Die Linke moniert den US-Imperialismus, kopiert jedoch häufig bereitwilligst kulturelle Diskurse, mit denen sich die Vereinigten Staaten häufig hingebungsvoll selbst scharfer Kritik unterziehen. Der deutschsprachige Anti-Amerikanismus beginnt in Csatád im Königreich Ungarn. Dort wurde 1802 der romantische Lyriker Nikolaus Lenau (Nikolaus Franz Niembsch Edler von von Strehlenau (1802-1850) geboren, der es in den 1830er Jahren tatsächlich bis nach Ohio schaffte, und seine negativen Erfahrungen in einem weltberühmten Klischee formulierte – dass nämlich die Nachtigall Amerika so sehr verabscheut, dass sie da nicht leben will. In seinem „amerikanischen Kulturbild” betitelt DER AMERIKAMÜDE (1855) verarbeitet Ferdinand Kürnberger (1821-1879), der wie Karl May zwar längere Zeit im Gefängnis, aber kaum in Amerika war, Lenaus Erfahrungen zu einem weiteren anti-amerikanischen Standardwerk. Diese Werke legen eine erstaunlich stabile Grundlage für den Anti-Amerikanismus im 20. und 21. Jahrhundert. Das Seminar untersucht die Produktivität des Anti-Amerikanismus für das Verständnis europäischer Kulturkonflikte. Dabei wird auf den Zusammenhang mit dem Anti-Semitismus besonderes Augenmerk gelegt. Nach einer Einführung in wissenschaftliche Erklärungsmodelle des Phänomens, darunter von zwei ungarischen Muttersprachlern, dem US-amerikanischen Soziologen Paul Hollander (geb. 1932 in Budapest) und dem US-Politikwssenschaftler und Soziologen Andrei S. Markovits (geb. 1948 in Timișoara/Temesvár), beschäftigen wir uns mit Beispielen des Anti-Amerikanismus in verschiedenen Bereichen und loten seine kulturelle Produktivität und Konsequenzen aus. Die Teilnehmer/innen werden durch die Präsentation selbstgewählter Beispiele die weiterhin bestehende große Vielfalt anti-amerikanischer Diskurse untersuchen.
Thema der einzelnen Lehreinheiten:
Termin | Thema | Literatur |
KW 40 |
Einführung
Erklärungsmodelle des Anti-Amerikanismus |
Ein Reader mit den Texten der Primär- und Sekundärliteratur wird zu Beginn des Semesters zur Verfügung gestellt. |
KW 44 |
Erklärungsmodelle des Anti-Amerikanismus Varianten des Anti-Amerikanismus |
Die Texte sind Teil des Readers. |
KW 46 |
Varianten des Anti-Amerikanismus Präsentationen von Studierenden
|
Die Texte sind Teil des Readers. |
KW 49 |
Präsentationen von Studierenden Epilog: Anti-Europäismus? Schlussbesprechung und Evaluation |
Die Texte sind Teil des Readers. |
Empfohlene Literatur (für die Gesamtveranstaltung):
Sprache der Lehrveranstaltung: Deutsch (ger)
Notenskala: Prüfung (fünfstufig)
Form und Umfang der Leistungskontrolle:
Mündliche Präsentationen in KW 46 und 49; schriftliche Seminarprojektarbeit über ein Werk bzw. eine Thematik.
Prüfungsanmeldung: über das elektronische Studienverwaltungssystem
Anmerkungen: